Gewohnheitstier Mensch

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Kennt ihr dieses Sprichwort? Es kann bedeuten, dass Menschen sich von ihren Gewohnheiten nur schwer lösen können. Es kann aber auch bedeuten, dass der Mensch sich an vieles oder sogar an alles gewöhnen kann.

Dieses Bedürfnis nach festen Ritualen scheint in uns allen verankert zu sein. Ohne eine gute Morgenroutine würden wir auf jeden Fall nicht pünktlich aus dem Haus kommen. Und auch Abends gibt es gewisse Rituale, die die Kinder regelrecht einfordern, die aber auch dazu beitragen, dass sie zufrieden und nach einem aufregenden Tag beruhigt schlafen gehen können. Diese Ordnung gewisser Abläufe bringt Stabilität in unseren Alltag. Da ist etwas, auf das wir uns alle verlassen können.

Ich selbst bin auch so ein Mensch, so ein Gewohnheitstier. Neues zu versuchen fällt mir schwer, ich bestelle in der Eisdiele immer noch ein Spaghetti-Eis und brauche morgens meinen Cappuccino. Spontan war noch nie eine meiner Eigenschaften.

Seit ich Mutter bin habe ich oft das Gefühl, dass ohne Plan nichts geht und ich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein muss.

Doch ich habe auch gelernt, dass man mit Kindern am besten gar nichts plant, denn es kommt eh immer anders als gedacht. Oft muss man die Situationen so nehmen und nutzen, wie sie kommen.

Und dann ist da noch dieser Funke, nennen wir es Abenteuerlust oder Neugier oder … Immer wieder macht dieser sich bemerkbar und will weg von der Gewohnheit, weg von einem langweiligen, immer gleichen Alltag. Wie schmeckt dieses oder jenes? Wie fühlt es sich unter Wasser oder hoch oben in der Luft an? Wir wollen doch alle gerne mal über den Tellerrand blicken, oder nicht!? Wir wollen Neues lernen, unseren Horizont erweitern und unseren Kindern die Welt zeigen, im Rahmen unserer eigenen Möglichkeiten. Unsere Sinne verlangen nach mehr.

Und manchmal ist es diese bewusste Entscheidung. Sich gesünder zu ernähren oder mit dem Rauchen aufzuhören oder Sport zu machen. Oder als Mutter öfter mal nur an sich zu denken. Hierbei muss der innere Schweinehund überwunden und alte Gewohnheiten abgelegt werden und er erfordert einiges an Anstrengung, bis dieses Neue zur Gewohnheit geworden ist und Kopf und Körper es verinnerlicht haben.

Doch wie findet man die Balance zwischen Altbewährtem und Neuem? Auf diese Frage kann ich euch keine Antwort geben, denn ich selbst suche jeden Tag aufs Neue nach dieser Ausgeglichenheit.

Wie schon geschrieben, ohne unsere Morgenroutine geht es nicht. Und auch gewisse Haushaltstätigkeiten sind einfach fix. Aber unsere Nachmittage sind meist frei und können nach Lust und Laune gestaltet werden. Ebenso unsere Wochenenden, bei denen wir es tatsächlich immer öfter schaffen, je nach Wetter, spontan zu sein.

Wir sind noch nicht bereit für eine Weltreise, aber jeden Tag öffnen wir unsere Augen und versuchen neben dem Gewohnten, Neues zu entdecken und in unser Leben einfließen zu lassen. Wir wollen uns bewusst gegen einen Lebenstrott stellen, ohne unsere geliebten Rituale aufzugeben.

Unsere Kinder sind hierbei die besten Vorbilder. Sie sind offen für das, was die Welt ihnen zu bieten hat und doch genießen sie voll und ganz familiäre Rituale und ihr Lieblingsessen, immer und immer wieder.

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